„Alles klar?“ -
so fragen wir manchmal Menschen, denen wir begegnen. „Alles klar?“, so werden wir selbst auch manchmal gefragt. Und schnell antworten wir: „Alles klar!“ – obwohl eigentlich nichts klar ist.
Man möchte meinen, dass bei den Jüngern Jesu jetzt „alles klar“ ist. Zumindest bei den beiden Jüngern, die von Emmaus nach Jerusalem zu den anderen Jüngern zurück gekehrt sind. Sie sind ja Jesus, dem Auferstandenen, begegnet und haben von ihm die Auslegung der Schrift über ihn dargelegt bekommen. Während diese beiden Jünger noch von ihren Erlebnissen berichten, kommt Jesus in ihre Mitte und begrüßt sie mit seinen für ihn typischen Worten: „Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten einen Geist zu sehen.“ (Lk, 36-37) Gerade war noch „alles klar“, doch als Jesus selbst in ihre Mitte tritt, ist „gar nichts mehr klar“. Zweifel machen sich breit, ja sogar Angst. Voller Unglauben meinen sie, ein Gespenst zu sehen. „Warum seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“ (Lk, 24,38) Diese Frage stellt Jesus an seine Jünger. Er weiß genau, was in ihnen vorgeht und was sie fühlen; er weiß, dass für sie „nichts klar“ ist. Nun erklärt er ihnen alles, was in den Büchern des Alten Testamentes schon geschrieben steht. „Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist“. (Lk 24,44) So öffnet er den Jüngern die Augen und sie kommen zum Glauben.
Und ist bei uns „alles klar“? Wie oft haben wir schon Ostern in unserem Leben gefeiert, die Osterevangelien gehört und Osterlieder gesungen? Trotzdem ist nicht „alles klar“, da sind auch bei uns bis heute Fragen und Zweifel: Ist Jesus wirklich auferstanden? Lebt er wirklich? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wir glauben: Gott ist der Ursprung allen Lebens. Gott hat alles aus Liebe geschaffen. Gott ist treu. Viele Stellen in der Bibel weisen uns darauf hin.
So braucht es Zeit bis auch in uns Ostern wird. Aus dieser Erfahrung heraus feiert die Kirche 50 Tage Ostern und jeden Sonntag als ein kleines Osterfest. Das ist viel Zeit, damit wir – wie die Jünger – staunend nach und nach zum Glauben kommen.
Dass Ihnen das gelinge wünscht Ihnen
Mechthild Wegner